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[personal profile] lucindana
Titel: Bricks In The Wall
Fandom: Harry Potter
Genre: Drama
Rating: ab 16 Jahren
Charaktere: Severus Snape; Lily Evans; Rumtreiber; Evan Rosier; Avery; Lucius Malfoy

Inhalt Die Geschichte des Prinzen. Canon!



Wahrheiten und Pflichten
oder: Wie man eine Fledermaus tötet - Part II

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Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.
(Thomas Hobbes)


~




Im Gemeinschaftsraum der Gryffindors waren die Rumtreiber gerade dabei ihre Hausaufgaben für den morgigen Unterricht in Verwandlung zu erledigen. Sirius Black erklärte seinem Freund Peter Pettingrew gerade zum dritten Mal den selben Abschnitt in dem Kapitel, das sie lesen und zusammenfassen sollten. Da er aber nur mit halbem Herzen bei der Sache war und ihn langsam aber sicher die Geduld verließ - Peters Nachhilfe war eigentlich Remus Part in ihrer Freundschaft - war er drauf und dran so schnell wie möglich seinen eigenen Aufsatz in Ruhe fertig zu schreiben, um danach eine zweite Version für Peter anfertigen zu können. Ein paar kleine Abänderungen in Form von schwerwiegenden Fehlern würden genügen.

Was ihn davon abhielt war zuerst einmal sein bester Freund, James Potter. Sirius beobachtete diesen nun schon seit einer ganzen Weile aus den Augenwinkeln. Die Rolle Pergament, die James vor sich ausgebreitet hatte, war noch genau so jungfräulich wie vor einer halben Stunde, als er sie hervorgeholt hatte. Die Spitze seiner Schreibfeder funkelte unbefleckt im Schein des Feuers. Auch das Tintenfass war fest noch immer verschlossen. James selbst starrte unablässig zu einem der Tische am anderen Ende des Raumes hinüber. An diesem saß, ebenfalls seit einer halben Stunde, ihre Mitschülerin Lily Evans und tat das Gleiche, dass eigentlich James auch tun sollte. Sie hatte die Nase in ihrem Verwandlungsbuch vergraben und schrieb an ihren Aufsatz.

Sirius wusste, dass James sich sehr für ihre Mitschülerin Lily interessierte. Wie weit dieses Interesse ging, war ihm allerdings bis vor ein paar Tagen, um genau zu sein bis zu dem Streitgespräch mit Remus, nicht bewusst gewesen. Die vergangenen Tage schwankte Sirius' Gedanken zwischen Belustigung und Besorgnis darüber.

Keiner von ihnen hatte das Thema Lily oder gar Severus Snape noch einmal aufgegriffen. Nicht einmal Remus, obwohl dieser ab und an Anstalten dazu gemacht hatte. Wäre es nicht die Zeit gewesen, hätte er bestimmt noch einmal versucht das Thema zur Sprache zu bringen, da war Sirius sich sicher.

Er selbst hatte ebenfalls sich seine Gedanken dazu gemacht und genau dort lag nun auch der Hund begraben. Eine fixe Idee, die erst vor ein paar Stunden in seinem Kopf aufgetaucht war und die er zu diesem Zeitpunkt für nahezu unschlagbar gut befunden hatte, kam ihm nicht mehr ganz so gut vor. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann bereitete sie ihm nun, da er etwas Abstand zu dieser Entscheidung gewonnen hatte, ziemliche Kopfschmerzen.

Diese Idee war auch der Hauptgrund, warum Sirius sich weder auf seine Hausaufgaben, noch auf Peters Verständnisschwierigkeiten konzentrieren konnte.

Er musste nachdenken. Möglichst in Ruhe und möglichst schnell. In Ruhe bedeutete in diesem Fall ohne Peter und möglichst schnell bedeutete mit James Hilfe. Es gab einiges, dass er mit seinem besten Freund zu klären hatte. Doch die Vorraussetzung dafür war dessen volle Aufmerksamkeit.

Mit einem lauten Knall, welcher sowohl Peter als auch James auf ihren Plätzen zusammenzucken ließ, schlug er sein Buch zu.

"Schluss für heute."

Peters Augen weiteten sich erschrocken. "Bitte, Sirius. Morgen ist Abgabe und ich … "

Sirius hob abwehrend beide Hände und würgte ihn mitten im Satz ab: "Tut mir Leid, Wurmschwanz, aber ich kann nicht mehr. Erstens bin ich viel zu müde und zweitens habe ich dir es jetzt schon drei Mal erklärt und du hast es immer noch nicht begriffen. Ich bin mit meinem Latein am Ende, du wirst auf Remus warten müssen."

"Aber Remus ist … du weißt wo Remus ist. Er wird morgen zu fertig sein, um mir helfen zu können. Er kann ja nicht einmal selbst in den Unterricht gehen wenn es … wenn er sein haariges Problem hat. Bitte, Sirius. MacGonagall bringt mich um wenn ich den Aufsatz morgen nicht abgebe."

"Hätte MacGonagall dich jedes Mal umgebracht, wenn du es prophezeit hättest, dann würde das was von deiner Leiche übrig wäre locker in eine Streichholzschachtel passen, so verstümmelt müsstest du mittlerweile sein", erklärte Sirius mitleidslos aber nicht unliebenswürdig, während er seine Sachen einpackte. "Sorry", fügte er nach einer kurzen Pause hinzu.

"Aber Sirius …"

"Er hat recht Peter. Warum hast du nicht früher angefangen, du weißt doch, dass du MacGonagall noch drei andere Aufsätze schuldest", mischte James sich ein und rollte dabei das immer noch leere Pergament zusammen. Anscheinend hatte er ebenfalls aufgegeben noch etwas sinnvolles zu Papier bringen zu wollen.

"Das Remus heute Abend nicht … kann wusstest du auch. Allein brauchst du für deine Aufgaben immer doppelt so lang, deine Misere hast du dir in diesem Falle also selbst zuzuschreiben." Sirius beeilte sich mit dem Zusammenräumen seiner Sachen. Er wollte auf jeden Fall verhindern, dass James sich zurückzog bevor er mit ihn sprechen konnte.

Das brachte Peter zum Verstummen, auch wenn seine Verzweiflung ihm weiterhin deutlich ins Gesicht geschrieben stand. Er wusste genau, dass seine Freunde mit allem Recht hatten, dass sie gesagt hatten. Niedergeschlagen ließ er den Kopf hängen und starte den Pergamentbogen vor sich an, als wäre dieser seine schlimmste Nemesis. Welcher er sich nun ganz allein würde stellen müssen.

Sirius verspürte den Drang seinen Freund in Schutz zu nehmen. "Du bist allerdings auch nicht gerade viel weiter gekommen, wenn ich das mal so sagen darf", sagte er zu James mit Blick auf die unbenutzte Pergamentrolle, die James nun achtlos in seine Tasche stopfte.

"Ich gehe schlafen", war alles, was dieser antwortete, bevor er aufstand und auf die Treppe zusteuerte, die zu den Schlafsälen der Jungen führte.

"Wart …", begann Sirius, brach jedoch ab als er sah, dass James bei dem Tisch stehen blieb an welchem Lily noch immer saß. Durch den Lärm konnte er nicht hören, was sie mit einander sprachen, doch es schien nicht unfreundlich zu sein. Im Gegenteil. Lily wirkte sehr entspannt und sie sah James noch einige Sekunden nach, als dieser hinter einer Biegung der Treppe verschwunden war.

"Bitte, Sirius. Wenigstens noch drei Zeilen. Ich pass' auch auf", riss ihn Peters Stimme aus seinen Gedanken. "Dann habe ich wenigstens die Hälfte des geforderten Textes. Sonst schaffe ich das bis morgen nicht mehr."

"Tut mir leid. Ich kann einfach nicht mehr denken. Zumindest nicht, so lange es was mit dem Schulstoff zu tun hat", sagte Sirius. Nach einem Blick in Peters Gesicht schob er ihm seufzend seinen eigenen Aufsatz hin. Er war ebenfalls nicht einmal bis zu Hälfte gekommen und hatte trotzdem deutlich mehr geschafft als sein Freund.

"Da. Schreib ihn ab. Aber ändere ein bisschen was, ja? Du weißt ja, wie."

"Danke." Peters ehrliche Erleichterung brachte Sirius zum Lächeln.

"Schon gut. Aber du musst mich jetzt auch entschuldigen, ich bin fix und fertig."

"Okay. Was soll ich mit dem Aufsatz machen, wenn ich fertig bin? Du musst ihn ja auch noch zu ende schreiben. Soll ich noch was anhängen?"

"Nein!", stieß Sirius hervor. Lauter, als er es beabsichtigt hatte.

Peter senkte gekränkt den Kopf. "Ist ja gut", murmelte er. "War nur ein Angebot."

"Das ich zu schätzen weiß", antwortete Sirius schnell. "Hör zu, wir beide haben einfach einen komplett anderen Stil. MacGonagall würde merken, wenn du mir etwas schreibst."

"Ach, wenn du mir etwas schreibst merkt sie es nicht, oder was?"

'Doch, aber sonst würde sie von dir überhaupt keine Vernünftigen schriftlichen Leistungen bekommen, die sie bewerten könnte.' Sirius verkniff es sich nur mit Mühe seine Gedanken laut auszusprechen. Erstens weil es gemein gewesen wäre und er sich danach lang und breit bei Peter hätte entschuldigen müssen. Zweitens weil es so nicht ganz stimmte. Peter war vielleicht nicht der intelligenteste unter seinen Freunden, eher das Gegenteil, doch das bedeutete noch lange nicht, dass er im Vergleich zu anderen Schülern dumm war. Wenn man ihm Dinge lange genug erklärte begriff er sie recht gut. Er benötigte einfach mehr Zeit als sie. Zeit, die Sirius gerade an diesem Abend absolut nicht hatte.

"Wir haben Verwandlung erst morgen Nachmittag. Das schaffe ich locker. Und wenn nicht, ist es mir jetzt auch egal. Lass ihn einfach hier liegen, wenn du fertig bist. Ich lass dir das Buch auch da", sagte er deshalb nur und hoffte darauf, dass es damit getan war.

Sein Freund schien zumindest besänftigt. "Ist gut. Gute Nacht."

"Nacht, Wurmschwanz. Viel Spaß noch."

Peter verzog zur Antwort nur das Gesicht und Sirius machte sich auf den Weg nach oben.

Als er im Schlafsaal ankam hatte James bereits alle Lichter gelöscht. Die Vorhänge rund um sein Himmelbett waren zugezogen.

"James?"

Keine Antwort.

"James, bist du noch wach?"

"Ja", kam es verschlafen aus der Dunkelheit des Raumes.

Sirius fühlte so etwas wie Erleichterung. "Was hat sie gesagt?", fragte er, um das eigentliche Thema noch eine Weile hinauszuzögern.

"Wer?"

"Lily Evans." Sirius begann damit sich auszuziehen. Er warf seine Kleidung achtlos auf den Boden und suchte unter seinem Kopfkissen nach seinem Pyjama.

"Ich habe ihr nur gute Nacht gewünscht und sie hat geantwortet. Sonst nichts."

"Es geht ihr besser, oder?"

"Scheint so."

Er konnte hören, wie James sich auf die andere Seite drehte. Sirius biss sich auf die Unterlippe. "Was von Snape gehört?"

"Nein, weißt du doch."

"Ich dachte bloß." Er setzte sich auf die Kante seines Bettes und starrte vor sich auf den Boden. Einige Zeit herrschte schweigen. Irgendwann hörte er erneut ein Rascheln. James Stimmt nach zu urteilen, welche nun wesentlich klarer klang, war dieser wieder wach geworden und hatte sich aufgesetzt.

"Was?"

"Ach nichts." Sirius zögerte. "Ich hab mich bloß gefragt, was sie an ihm findet. Für mich sieht er immer aus, wie eine zu groß geratene Fledermaus." Er lachte kurz. Es klang jedoch so zittrig, dass er sofort damit aufhörte.

James antwortete nichts.

"Scheint sich geklärt zu haben, zwischen den beiden", sagte er lahm. Es klang viel zu sehr nach schlechtem Smaltalk. Sirius schüttelte über sich selbst den Kopf und bückte sich, um wenigsten seine Socken ordentlich auf einen Stuhl zu legen, damit er morgen nicht all zu viel Zeit durch Suchen verlor.

"Ja, scheint so." James wartete noch ein paar Sekunden, doch als nichts mehr kam, legte er sich wieder hin.

"Wir finden ihn."

"Was? Sirius ich bin müde und ich schlafe schon halb, also wenn es was Wichtiges ist rede lauter oder verschieb es auf morgen."

"Nichts. Nichts Wichtiges. Ich sagte nur, dass wir ihn finden. Vor den Ferien, meine ich. Dann können wir es ihm heimzahlen."
James seufzte tief. "Wen finden wir?"

"Snape", antwortete Sirius verblüfft. Er war ganz davon ausgegangen, dass es offensichtlich war wen er meinte.

"Wozu?"

Sirius hielt in seinem Tun abermals inne und drehte sich zu seinem Freund um. "Wie meinst du das jetzt?"

"Wie meine ich was?" James setzte sich auf. Sirius konnte seine Silhouette durch einen Spalt in den Vorhängen sehen. "Sirius, was willst du eigentlich von mir?"

"Gar nichts", winkte er ab und wusste zugleich, dass James sich mit dieser Antwort nicht zufrieden geben würde. "Ich dachte … du warst doch so sauer auf Snape, wegen Lily und da wir ihn noch nicht gefunden haben und bald die Ferien anfangen dachte ich, wir suchen in den nächsten Tagen noch mal gründlicher", erklärte er sich und konnte nicht verhindern, dass er dabei genau so verunsichert klang, wie er sich fühlte.

"Ach so. Nein, das hat sich erledigt. Wie du schon gesagt hast, die Sache scheint sich zwischen den beiden geklärt zu haben. Und selbst wenn nicht hat Remus Recht, es geht uns ja eigentlich nichts an. Severus Snape ist ein Schleimscheißer und er hat meiner Meinung nach seine Nase zu tief in Bücher über schwarze Magie gesteckt und ja, er sieht aus wie eine übergroße Fledermaus. Aber wie Remus schon sagte, noch hat er nichts getan und dass er scheiße aussieht kann man niemandem vorwerfen, nicht einmal Schniefelus. Außerdem was sollen wir tun? Ihn zur Rede stellen? Das bringt schon mal gar nichts."

"Wir könnten ihm … eine Lektion erteilen?" Es war halb eine Frage, halb ein Vorschlag.

James schnaubte. "Was denn für eine Lektion? Mit einem unserer üblichen dumme - Jungen - Streiche? Dann müssten wir uns schon auf das Niveau der Slytherins begeben und dann hätte die Aktion keinen Sinn mehr, denn dann wäre wir keinen Deut besser als die."

Sirius schwieg. Etwas in seinem Magen klumpte sich gerade äußerst schmerzhaft zusammen. "Was ist mit Remus?", fragte er zögernd.

"Was ist mit Remus?", echote James, durch den plötzlichen Themenwechsel hörbar irritiert.

"Tja, das wäre aber doch ganz witzig, oder?

"Was wäre witzig?" James Augen leuchtete im einfallenden Licht der Vollmondnacht zu ihm hinüber. Sirius spürte, wie etwas in seiner Kehle sich zuzog.

"Na ja, wenn er es herausfinden würde. Stell dir vor Snape würde seine Drohung tatsächlich einmal wahr machen und Remus hinterher schnüffeln. Wenn dieser dann gerade sein kleines, pelziges Problemchen hätte, säße der gute Schniefelus ganz schön in der Tinte." Er kicherte nervös. Auf dem Bett neben ihm schüttelte James Potter den Kopf und als er antwortete, klang er für Sirius Geschmack viel zu ernst.

"Dann säße er nicht nur in der Tinte, Sirius. Wenn er tatsächlich Remus in diesem Zustand über den Weg laufen sollte, hätte er es schließlich mit einem ausgewachsenen Werwolf zu tun. Gesetzt den Fall, dass er diese Begegnung überhaupt überleben würde, was meinst du, was er dann bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit täte? Keine vierundzwanzig Stunden später wüsste es die ganze Schule. Das wäre es für Remus dann gewesen mit der Ausbildung. Nicht einmal Dumbledore könnte ihn dann noch retten. Ganz zu schweigen davon was passiert, wenn Snape es nicht überlebt. Dann würden sie Remus wegen Mordes verurteilen und ohne große Verhandlung nach Askaban stecken. Oder Schlimmeres. Nein, das wäre ganz und gar nicht witzig", schloss er. Unbewusst hatte seine Stimme einen warnenden Tonfall angenommen. James kannte seinen Freund einfach viel zu gut.

Oder Schlimmeres, hallte es in Sirius' Kopf nach.

"Hm." Sirius kroch unter seine Decke. Er fühlte den Blick seines Freundes noch eine Weile auf sich ruhen, bevor auch dessen Laken raschelten und die Federn und dessen Gewicht leise knarrten.

Kaum eine Handvoll rasender Herzschläge später saß Sirius senkrecht in seinem Bett: "James?"

"Was?"

"Ich hab Scheiße gebaut."


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